Sozialdarwinismus?

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Sozialdarwinismus!

 

Wir heute nach einer Elite ruft, wünscht sich eine Zwei-Klassen-Gesellschaft. Denn der eine Teil hätte gute Bildung, technische Möglichkeiten und geregelte Arbeit. Der andere Teil hätte gute 610-Mark-Jobs, keine Kranken-/Sozialversicherung, keine technischen Möglichkeiten, die der Zeit entsprächen. „Aber irgendwo muß eine Elite doch herkommen, durch Mittelmäßigkeit läßt sich kein Zukunftsmarkt erschließen.“ Selbst wenn wir das Abitur noch mehr Leuten zugänglich machen, indem wir weniger aussieben und die Maßstäbe nicht so hoch setzten, das Abitur dadurch an Qualität verlieren würde, wie die Neoliberalen / Konservativen es sehen, selbst dann, wenn noch mehr Leute an die Hochschulen kämen, die da aus Sicht der Neoliberalen / Konservativen nicht hingehören, selbst dann wird sich eine Elite bilden. Denn zur Elite gehört man nicht durch vererbte Gene, nicht weil man so gut aussieht, zur Elite gehört man, weil man etwas aus sich gemacht hat. Nur wer sich selber neben der Schule, neben dem Studium, neben der Ausbildung engagiert, selbst wenn es nur Zeitunglesen oder Internetsurfen ist, nur der, der seinen Weg weiter geht und nicht an irgendeiner Stelle stehen bleibt, wie das zu einiger Zeit mit Eintritt ins Berufsleben der Fall war, nur der wird zur Elite gehören.

 

Wir brauchen keinen Sozialismus!

 

Wenn wir allerdings eine durch technische Möglichkeiten und Versorgung geteilte Gesellschaft bekommen, dauert es keine 10 Jahre mehr und wir haben Schwelbrände, wie sie jetzt schon an sozialen Brennpunkten vorkommen, die flächendeckend die ganze Gesellschaft bedrohen. Darum: Bildung möglich machen. Darum: Technik bezahlbar machen. Da immer nur wenige Leute einen Staat lenken werden, werden wir auch immer eine Elite haben. Wir brauchen keinen Sozialismus, bei dem alle zusammen einen Staat bestimmen, da dies in der Praxis nicht möglich ist, solcher Sozialismus verliert sich in Diktatur, nicht in Diktatur des Proletariats. Nicht jeder will zur Elite gehören, nicht jeder wird zur Elite gehören, da wird vorher Sortiert, man kann ja auch sein persönliches Glück finden, ohne zur wirtschaftlichen oder politischen oder intellektuellen Elite zu gehören, ebenso kann man beruflich erfolgreich sein.

 

Intelligenz und Wissen

 

Die neuere Forschung bestätigt, was in modernen Betrieben schon Praxis ist: Intelligenz ist nicht alles. Menschlichkeit und Teamfahigkeit („Emotionale Intelligenz“) sind die Schlagworte. Wissen ist nicht alles. „Können“ bestimmt die Zukunft: man muß nicht wissen, welche Begriffe Churchill geprägt hat, sondern wie man herausfinden kann, wo dies nachzulesen ist. Um erfolgreich arbeiten zu können, muß nicht ein Wissensberg angehäuft werden.

 

Abitur

 

Das Abitur besteht man, wenn man sich (wenn man muß) jahrelang kontinuierlich hinsetzt und Hausaufgaben macht und versucht zu verstehen, so kommt es auch, daß auch nicht grade intelligente Menschen das Abitur bekommen können. Und das ist falsch? Wer letztendlich Erfolg hat und/oder sein persönliches Glück findet, das entscheiden andere Faktoren. Aber die Möglichkeit sollte keinem verwehrt werden.

 

„Nur wer die (angeborene) Begabung hat, sollte das Abitur bekommen.“

 

Und nur wer ein geborener Führer ist, kann auch führen. Niemand ist von Geburt an Begabt, niemand ist von Geburt an Führer, niemand ist von Geburt an Führungspersönlichkeit. Erst im Laufe des Lebens bildet sich der Charakter, die Persönlichkeit. Oft hört man, der ein oder andere hätte eine schwere Kindheit gehabt. Wenn er ein geborener Führer ist, ein angeborene Begabung und eine angeborene Persönlichkeit hat, dann wird er also trotzdem Erfolg haben und glücklich sein? Äußere Faktoren prägen den Menschen, wenig bringt er hingegen selber mit. Es gibt Unterschiede, der eine bringt mehr mit, der andere weniger, aber das Ausschlaggebende sind die äußeren Einflüsse.

 

(mbe, 08.01.98)

 

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