Warten auf Godot

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04.06.04

- Warten auf Godot –

Von Samuel Beckett

SCHAUSPIELHAUS

Bochum

Mit Michael Maertens, Ernst Stötzner, Fritz Schediwy und Harald Schmidt

Regie Matthias Hartmann

 

Wir warten, um nicht zu denken

 

Nun schon zum 75. Mal zeigt das Bochumer Schauspielhaus „Warten auf Godot“ von Samuel Beckett. Intendant und Regisseur Matthias Hartmann adelt diese Vorstellung ob dieser magischen Zahl gar mit einer kleinen Ansprache gespickt mit lustigen Harald-Schmidt-Zitaten. Dank des anhaltenden Erfolges wird das Stück im Herbst in seine vierte Saison gehen.

 

Die Handlung des Stückes ist schnell erzählt. Die beiden Landstreicher Wladimir und Estragon warten auf Godot. Der wird nie erscheinen. In zwei Szenen treffen der Großgrundbesitzer Pozzo und sein Diener Lucky auf die beiden Wartenden.

„Warten auf Godot“ ist ein trauriges Stück über das Bewusstsein der eigenen Existenz, den Tod - am Ende auch über die Hoffnungslosigkeit.

Diesem Anspruch wird die Bochumer Inszenierung nur teilweise gerecht.

Ärgerliche Begleiterscheinung war an diesem Abend zunächst die große Anzahl von Schülern im Saal. Zu Schülern in Theater und Oper hat man ja ein ambivalentes Verhältnis. So erfreulich grundsätzlich ihre Anwesenheit, so störend häufig ihr Lachen an der falschen Stelle und überhaupt zu häufiges Lachen. „Schuld“ waren allerdings auch, das gebe ich zu, die komische Inszenierung (dazu gleich mehr) und Teenager-Idol Harald Schmidt.

 

Zur komischen Inszenierung: Schon in „1979“ (siehe dazu Kritik in diesem Magazin) zeigte Matthias Hartmann einen Hang zur Homoerotik und zum Klamauk – in jenem Fall jedoch überwiegend bedingt durch den Stoff. In diesem Stück aber sind besonders die zeitweiligen Züge eines Bauern-Schwanks, die das Stück annimmt, extrem nervig. So wird die Stimmung in einigen wunderschönen melancholischen Szenen durch einen einzigen dummen Witz zerstört.

An intimer Nähe zwischen den beiden Landstreichern in einsamen Nächten mag man sich stören oder auch nicht.

 

Auch das Bühnenbild will sich mir nicht wirklich erschließen. Ein überdimensionierter goldener Rahmen eines alten Gemäldes umfasst die Bühne – sieht gut aus, aber sagt uns was? Die Bühne thront etwas kippelig auf einem riesigen etwas schummrig beleuchteten Stein – Symbol des Erdreiches oder der Stein der Weisen? Die Bühne schwankt während des Stückes auf diesem Stein von links nach rechts und verharrt nie im Gleichgewicht – netter Effekt...

 

Dennoch ist das Stück einen Abend in Bochum wert. Auch wenn ich nicht den Sinn aller Facetten der Inszenierung erkennen konnte, ist das Thema bewegend, der überwiegende Teil des Stückes unterhaltsam und Michael Maertens ein Erlebnis.

 

 

Demian Köster

  

Empfehlung:

„Warten auf Godot“ von Samuel Beckett, erschienen im Suhrkamp-Verlag

 

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