Slowenien

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Slowenien – Als war es immer schon dabei

 

Die Jagdhütte von Josip Broz (1892-1980) – besser bekannt unter dem Namen Tito – steht im Süden von Kosovo. Eine Sommerresidenz des Staatspräsidenten (1949-1980) war die Insel Brijun (italienisch: Brioni), die Istrien (heute kroatisch) unweit von Pula vorgelagert ist. Eine andere Sommerresidenz war die Villa Bled, zwischen den Julische Alpen und den Karawanken am Bleder See in Slowenien gelegen.

In Slowenien wurde am 23.12.1990 eine Volksabstimmung über die Loslösung von Jugoslawien durchgeführt. Mit 90% dafür war das Ergebnis eindeutig. Die Unabhängigkeit wurde am 25.06.1991 erklärt. Belgrad entsandte die Jugoslawische Volksarmee und es kam zu einem zehn Tage währenden Krieg, den Slowenien für sich entscheiden konnte. Deutschland erkannte am 23.12.1991 die Republik Slowenien gemeinsam mit Kroatien an. Die anderen EG-Staaten folgten unter deutschem Druck am 15.01.1992. Ein dem Frieden auf dem Balkan dienliches Signal ging von der Anerkennung nicht aus. Für Slowenien waren damit aber die Weichen gestellt. Die auch innerhalb Jugoslawiens wirtschaftlich starke Region konnte nach einem Überhangszeitraum von wenigen Jahren die Chance nutzen und von der Unabhängigkeit stark profitieren. Innerhalb einer Dekade hat Slowenien geschafft, woran andere Länder noch Jahre und z. T. Jahrzehnte nach dem EU-Beitritt werden arbeiten müssen. Slowenien ist von allen Beitrittsländern in der Beitrittsvorbereitung am weitesten fortgeschritten – die Wettbewerbsfähigkeit stellt dies unter Beweis.

Gesamtwirtschaftlich entwickelt sich Slowenien relativ robust. Die Sektoren Dienstleistung (58%) und Industrie (38%) bestimmen die Wertschöpfung des BIPs, die Landwirtschaft trägt 3% bei. Der Außenhandel weist konstante Wachstumsraten auf, ein Ungleichgewicht zwischen Export und höherem Import löst sich immer weiter auf. Die „hohe und hartnäckige Inflation“ (EU-Kommission) ist der einzige wesentliche Negativfaktor.

Die dem EU-Beitritt vorausgehende Rechtsangleichung hat Slowenien in hohem Maße erreicht. Verstärkte Anstrengungen sind in Teilbereichen notwendig. Die EU-Kommission äußert in nur einem Bereich, der Anerkennung beruflicher Befähigungsnachweise, ernsthafte Bedenken. (Vgl. Berichte der EU-Kommission zur EU-Erweiterung)

Mit unterschiedlichsten Landschaften und Städten von strahlender Schönheit ist Slowenien eine Adresse für Touristen. Erheblichen Anteil an dem intensiven Eindruck, den die Hauptstadt Ljubljana hinterläßt, hat Jože Plečnik (1872-1957). Der Architekt von Weltrang, der auch durch seine Umgestaltungen im Prager Hradschin, dem heutigen tschechischen Präsidentensitz, Ruhm ernten konnte, hat sich durch viele eindrucksvolle Bauten in Ljubljana und Umgebung verewigt.

Einen intensiven Eindruck anderer Art hinterläßt die Beschäftigung mit einem slowenischen Philosophen, der in einem ganz bestimmten Ton scheint, die Stimme seines Landes geworden zu sein: Slavoj Žižek. Wenn man die Gelegenheit hat, seinem grauenvollen Englisch zu folgen, vernimmt man tatsächlich neue Argumente und Standpunkte, wie beispielsweise die Feststellung, nur die Stärkung der Familie als Institution sei die richtige Antwort auf die Globalisierung. Eine Erfahrung, die verteufeln läßt, was mit dem Begriff Konsensgesellschaft bezeichnet wird. Will man allerdings der slowenische Identität näher kommen, greift man statt zu Žižek besser nach den Werken von France Prešeren (1800-1849). Der Romantiker hat maßgeblich zur Entwicklung eines slowenischen Nationalgefühls auch und gerade in der Zeit unter Marshall Tito beigetragen. Mit „Zive naj vsi narodi” („Gott segnet alle Nationen”) wurde 1991 einer seiner Texte zur Nationalhymne erhoben.

Intensiv ist auch der Eindruck, den der slowenische Wein hinterläßt – wenn man dem Weißwein den Vorzug gibt.

 

(Max Bornefeld-Ettmann)

 

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