100 Fragen an...

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Moritz von Uslar „100 Fragen an...“

 

Seit einigen Jahren veröffentlicht die selbsternannte Stilikone Moritz von Uslar im SZ-Magazin, der selbsternannten Bibel der selbsternannten Stilikonen – und dabei eigentlich so überflüssig wie Bücher von Benjamin v.S.-B. – seine „100 Fragen an...“

Und jetzt gibt’s einige – ich weiß nicht ob es die besten sind, aber es sind eben einige – in Buchform. Ein Zusammenschnitt der Interviews zwischen 1998 und 2004.

Ist das gut? Nicht wenn man das Vorwort liest, in dem ein Herr Kämmerling dem Leser offenbart, aus welcher Not die „100 Fragen“ Idee geboren wurde. Zitat: „Die Stars, so lautete das Lamento, geben den armen Journalisten immer weniger Zeit, um relevante Fragen zu stellen. Eine traurige Realität. Unsere Reaktion: Dann stellen wir den Stars doch möglichst viele irrelevante Fragen, und zwar so schnell es geht.“

Und auserkoren wurde für die gute Idee die „Straßenkatze“, der „Edelmann“ (Vorwort) von Uslar.

So weit so schlecht. Denn mal ehrlich: was interessieren mich denn die Probleme der Interviewer! Ich geh doch auch nicht mit meinem Automechaniker einen Kaffee trinken, wenn mein Auto nicht das tut was es soll. Oder anders gesagt: das Ergebnis ist doch das was zählt („Wichtig ist, was hinten rauskommt“ (H.K.))

Und das stimmt in diesem Fall!

Ein wunderbares Buch, zu lesen zweimal am Tag.

Von Mick Jagger bis Omar Sharif, Woody Allen, Hillary Rodham Clinton, Heidi Klum, Hans Eichel, Dieter Bohlen und Harald Schmidt, etc., p.p..

Ein Paar Zitate? Bitte sehr:

„Wollen Sie immer noch Ingrid Bergman sein?“

Woody Allen: „Nicht Ingrid! Ingmar, der Regisseur!“

„Welcher Skandal wäre der vorstellbar peinlichste für Sie?“

Hans Eichel: „Beim Lügen ertappt zu werden. Unschön.“

„Ihr Rauschgift?“

Michel Friedman: „Das Leben.“

„Welche Mittel braucht Ihr Haar?“

Angela Merkel: „Ein durchschnittliches Shampoo. Sind durch die deutsche Einheit ja alle besser geworden.“

Welches Detail Ihrer Körpersprache verrät, eventuell gegen Ihren Willen, dass Sie schwul sind?“

Elton John: „Sicher keins.“

„Ihr Tick?“

E.J.: „Nägelfeilen.“

 

Nie gab es auf so kleinem Raum so viele, total blöde, völlig aus dem Zusammenhang gerissene oder sich gnadenlos einer bestimmten Klischeewelt hingebende Fragen. Und (Entschuldigung, Herr Kämmerling, Herr v. Uslar) selten war mir so egal, wer sie stellt. Nichts hätte mir gefehlt, hätte ich nie erfahren was hier steht, nichts! Es ist eben so eine Sache mit dieser Generation Golf, die uns überschwemmt mit ihrem Anspruchsdenken. Soviel Intellektualität, da komm ich nicht mit, danke.

Aber diese Antworten!

So wunderbar treffend, wenn George Clooney auf die Frage nach dem stilvollsten Detail an George W. Bush antwortet: „Colin  Powell.“

Abschluss:

„Ihr lustigstes Vorurteil gegen das heutige Russland?“

Omar Sharif: „Das ist keine Frage! Das ist...ein Nichts! Ich hasse diese Sorte Interview! Und alle Menschen, die ich kenne, hassen diese Sorte Interview!“

So ist es! Stopp! Nichts mehr, bitte! Schnösel, hör auf!

 

Wundervolle Antworten auf Fragen, die sie nicht verdient hätten.

Kaufen! Lesen! Aus!   

 

 

Moritz von Uslar, „100 Fragen an...“, KiWi 2004, € 12,90

                    (kes)

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